Deutschland holt seine Goldreserven nach Hause

Wenn es um Goldreserven geht, sind die Vereinigten Staaten der unangefochtene Marktführer. Über 8.100 Tonnen Gold besitzen die USA. Mit weitem Abstand rangiert Deutschland auf Platz zwei. Etwa 3.400 Tonnen Goldbarren sind Eigentum der deutschen Bundesbank. Doch obwohl Deutschland über die zweitgrößten Goldreserven der Welt verfügt, befindet sich nur etwa ein Drittel dieses Schatzes in deutschen Tresoren. Das soll sich in den nächsten Jahren ändern.

Warum lagern die deutschen Goldreserven im Ausland?

Der Großteil der deutschen Goldbestände liegt in den Tresoren der US-Notenbank Fed in New York. Entgegen landläufiger Meinungen wurde das Gold nicht von Deutschland dorthin gebracht, vielmehr „entstand“ der Schatz dort. Das geschah im Zuge des Währungssystems in der Nachkriegszeit, dem sogenannten Bretton-Woods-System, dem Deutschland im Jahr 1952 beitrat. Darin wurde dem US-Dollar ein fixes Tauschverhältnis im Vergleich zu den anderen Währungen zugeschrieben. Gleichzeitig verpflichtete sich die Fed, das gelbe Edelmetall zu einem festgelegten Preis zu kaufen bzw. zu verkaufen. In den Jahren des Wirtschaftswunders exportierte Deutschland viele Güter nach Amerika. Die daraus anfallenden Gewinne ließ man sich in Gold ausbezahlen. Der Schatz verblieb jedoch zur Verwahrung in New York.

Dies geschah vor allem aufgrund des Kalten Krieges. Der Sitz der deutschen Bundesbank lag nur etwa 100 Kilometer von der Grenze zur DDR, zu nah, um dort die Goldbarren der Nation zu verwahren. Man befürchtete, dass der große Feind Russland die Finger nach dem Schatz ausstrecken könnte. Neben den Barren in den Vereinigten Staaten lagern zusätzlich etwa 13 Prozent der deutschen Goldreserven in London und circa elf Prozent in Paris.

Verschwörungstheorien ranken sich um die deutschen Goldreserven

Immer wieder werden Stimmen laut, nach denen die Tresore, in denen sich das deutsche Gold befindet, leer sein sollen. Kritiker befürchten, dass die Vereinigten Staaten die Barren für ihre eigenen Zwecke benutzt haben könnten. Tatsächlich hat schon seit Jahren kein deutscher Regierungsvertreter die Reserven zu Gesicht bekommen. Es kann also niemand genau sagen, ob sich die Goldbarren der Bundesbank tatsächlich noch komplett in ihren Tresoren befinden. Verschwörungstheoretiker behaupten darüber hinaus, dass die Amerikaner die hochwertigen Goldbarren gegen Barren mit minderwertigem Wolframkern ausgetauscht haben könnten.

Nach und nach werden Goldreserven nach Deutschland überführt

Gegenwind erhielten Kritiker im Jahre 2013, als die Bundesregierung einen neuen Lagerplan für das deutsche Gold veröffentlichte. Demnach soll bis 2020 das Lager in Paris komplett aufgelöst und ein Großteil des gelben Edelmetalls in New York nach Frankfurt überführt werden. Im selben Jahr wurden fünf Tonnen Gold über den Atlantik verschifft und eigeschmolzen, um seine Echtheit zu prüfen. Das Ergebnis war befriedigend, die Barren bestanden aus reinem Gold. Seitdem wurden insgesamt 367 Tonnen der deutschen Goldreserven nach Frankfurt überführt. (Stand 31. Dezember 2015) Bis 2020 sollen insgesamt 674 Tonnen Edelmetall aus dem Ausland nach Deutschland gebracht werden.

Warum verbleiben auch über 2020 hinaus deutsche Goldreserven im Ausland?

Auch bis 2020 wird nicht das gesamte deutsche Gold nach Hause geholt. Es dient nämlich dem Krisenschutz. Im Fall einer Währungskrise muss das Gold schnell in Devisen umgewandelt werden können. Zu diesem Zwecke macht es Sinn, Edelmetall direkt im Ausland, in London und Amerika, zu lagern. Frankreich als Lagerstandort hingegen rentiert sich für Deutschland nicht mehr, da hier ebenfalls der Euro Standardwährung ist. Übrigens wird die Bundesbank in Zukunft weder Gold kaufen, noch verkaufen. Lediglich einzelne Tonnen werden für das Prägen von Gedenkmünzen verwendet.