Auswirkungen der Goldförderung

Die Nachfrage nach Gold ist so hoch wie nie zuvor. Das Edelmetall dient zur Schmuckherstellung und als sichere Finanzanlage in Krisenzeiten. Darüber hinaus wird das Edelmetall in der Elektronikindustrie für die Herstellung von Leiterbahnen, Anschlüssen und Kontakten in Computern, Smartphones und anderen elektronischen Geräten verwendet. Gold ist somit ein beliebtes Material, hat aber auch seine Schattenseiten – die Auswirkungen der Goldförderung.

Welche Folgen hat der Goldabbau für Mensch und Umwelt?

Mit dem romantischen Bild des Goldsuchers, der mit einem Sieb Gold aus einem Fluss wäscht, hat der moderne Goldbergbau nichts gemein. Goldnuggets sind äußerst selten. Viel häufiger muss das Edelmetall erst aus Erzgestein herausgelöst werden. Um das zu erreichen, kommen bei der Goldextraktion giftige Chemikalien zum Einsatz – mit verheerenden Folgen für die Umwelt. Zwei Methoden sind vorherrschend:
  • Der industriell angelegte Bergbau arbeitet mit Zyanid
  • Kleinschürfer verwenden Quecksilber
Bei beiden Verfahren sind die Auswirkungen der Goldförderung spürbar, da die Giftstoffe teilweise in hohen Mengen in Wasser und Boden gelangen. Dadurch verschlechtert sich beispielsweise die Wasserqualität.

Rohstoffabbau mit Zyanid und seine Folgen

Im industriellen Bergbau wird Gestein aus dem Feld gesprengt, zermahlen und mit einer Zyanidlösung beträufelt. Die Chemikalie löst das Gold vom Erz. Doch der Ertrag ist gering: bis zu zwei Gramm Gold pro Tonne. Für einen Ehering sind demnach ungefähr 20 Tonnen goldhaltiges Gestein erforderlich.
Der jährliche Verbrauch von Zyanid für den Goldabbau liegt weltweit schätzungsweise bei 182.000 Tonnen. Weniger als 100 Milligramm des Nervengifts sind bereits tödlich für den Menschen. Die Auswirkungen dieser Form der Goldförderung bergen daher ein großes Risiko – zumal gerade in ärmeren Ländern die Arbeiter dem Lösemittel ohne Schutzkleidung ausgesetzt sind.
In den meisten Minen wird das Zyanid offen in Staubecken gelagert. In manchen Ländern wie Indonesien landet die Chemikalie nach der Anwendung sogar direkt in den Flüssen oder im Meer. Beim Kontakt mit Wasser wandelt sich das Zyanid in Blausäure um. Blausäure kann die Zellmembran durchdringen und hindert die roten Blutkörperchen an der Aufnahme von Sauerstoff. Im Jahr 2000 gelangten bei einem Dammbruch einer Goldaufbereitungsanlage in Rumänien Hundertausende Liter Zyanidlauge in die Flüsse. 1.400 Tonnen Fisch verendeten in Folge des Unglücks und die Trinkwasserversorgung in Ungarn brach zusammen.
Selbst dann, wenn die Lagerung in geschlossenen Tanks erfolgt, bleiben giftige Schlacken zurück, die früher oder später ins Grundwasser sickern können. Das liegt unter anderem an der stark ätzenden Wirkung des Mittels. Ein geschlossener Zyanidkreislauf existiert bislang nicht.

Folgen der Goldförderung mit Quecksilber

Im Kleinbergbau herrscht das Quecksilberverfahren vor – vor allem im informellen und illegalen Bereich. Menschen schürfen goldhaltiges Erzgestein in den Minen, zerkleinern es per Hand und mischen es mit Wasser. Quecksilber wird hinzugefügt und das Gemisch erhitzt. Durch die Erwärmung trennt sich das Gold vom Stein.
Vom Goldrausch angetrieben, dringen die Goldschürfer in einigen Regionen dieser Welt immer tiefer in die Regenwälder. Ohne Rücksicht auf die Grenzen der Schutzgebiete von indigenen Völkern oder auf die Artenvielfalt holzen sie Bäume ab, um an das Erzgestein unter dem Wald zu kommen. Die Auswirkungen der Goldförderung mit Quecksilber sind fatal: Bei diesem Verfahren entstehen giftige Abwässer, die ungefiltert in die Flüsse geleitet werden. Durch die Goldgewinnung gelangen allein im brasilianischen Regenwald jedes Jahr schätzungsweise 100 Tonnen Quecksilber in den Amazonas. Wenn die Goldarbeiter schließlich weiterziehen, hinterlassen sie Mondlandschaften.

Info
Es gibt internationale Bemühungen, den Einsatz von Quecksilber im Goldabbau zu reduzieren und zu beenden. Das Minamata-Übereinkommen, ein internationales Umweltabkommen, zielt darauf ab, die Verwendung von Quecksilber weltweit zu minimieren und zu kontrollieren. Es wurden auch alternative Techniken und Verfahren entwickelt, um den Goldabbau umweltfreundlicher und sicherer zu gestalten. Das Stichwort lautet hier Fairtrade-Gold.

Die Verseuchung der Flüsse trifft besonders die Anwohner der betroffenen Gebiete. Trinkwasser und Nahrung der häufig indigenen Bevölkerung sind durch Quecksilber verseucht. Nachweislich treten Vergiftungssymptome in Regionen mit Goldabbau gehäuft auf.
Doch auch die Minenarbeiter selbst leiden unter den giftigen Dämpfen, die bei der Erhitzung von Quecksilber entstehen. Sie sind den Gasen ohne Schutzausrüstung ausgesetzt – auch die Kinder, die in den Minen arbeiten. Aufgrund ihrer Größe können Kinder leichter in die engen Stollen absteigen und dort Erz herausschlagen. In den Minen ist Kinderarbeit ab 5 Jahren deshalb trotz staatlichen Verboten üblich.
Der Weg ins Abbaugebiet ist oft weit. Deswegen bleiben die Kinder an Arbeitstagen bis zu 24 Stunden bei den Minen, die meiste Zeit davon in den Stollen. Sie haben nur kurze Erholungsphasen. Aus 50 Metern Tiefe schleppen sie pro Ab- und Aufstieg bis zu 20 Kilo Gestein an die Oberfläche. Weil außerdem häufig mit Dynamit gearbeitet wird, ist die Gefahr hoch, dass ein Stollen einbricht. Unfälle gehören zum Alltag und enden oft tödlich.

Ist Gold schädlich für die Umwelt?


Extraktionsmethode 
Auswirkungen auf die Umwelt
Folgen für den Menschen
Zyanid 
  • Hoher Wasserverbrauch
  • Sinkende Wasserqualität durch Verunreinigungen
  • Gefahr einer unkontrollierten Freisetzung
  • Lebensgefahr durch Vergiftung bei der Entstehung von Gasen und beim Kontakt mit der Haut
  • Häufig unzureichende Schutzkleidung
  • Verseuchung ganzer Landschaften bei Unfällen
Quecksilber 
  • Weltweit größte Quelle von Quecksilber-Emissionen
  • Akkumulationseffekte durch Anreicherung entlang der Nahrungskette
  • Landschaften nach Abbau auf Jahrzehnte unfruchtbar 
  • Risiko von Quecksilber-Vergiftungen durch das Trinkwasser oder die Nahrung, besonders bei Kindern und Schwangeren
  • Vergiftungsrisiko der Arbeiter durch Einatmen von Gasen
  • Fehlende Schutzkleidung
  • Kinderarbeit
  • Gewalttätige Konflikte zwischen Anwohnern und Goldschürfern


Weitere Auswirkungen der Goldförderung auf die Umwelt

Doch nicht nur die verwendeten Mittel sind eine Belastung für die Umwelt. Die Goldförderung benötigt erhebliche Mengen an Wasser – sowohl für den eigentlichen Bergbauprozess als auch für die damit verbundene Aufbereitung des Erzes sowie die Schlammentwässerung. In trockenen Regionen, in denen Wasser eine begrenzte Ressource ist, kann der Wasserbedarf des Bergbaus zu Konflikten zwischen Bergbaubetrieben und der örtlichen Bevölkerung führen, die ebenfalls auf Wasser angewiesen ist. Der Wettbewerb um Wasser kann die Verfügbarkeit von Trinkwasser für Gemeinschaften gefährden und die landwirtschaftliche Bewässerung behindern.
Darüber hinaus führt der Goldabbau oft zu erheblichen Eingriffen in die natürliche Landschaft. Nicht selten kommt es zu:
  • Entwaldung größerer Gebiete
  • Entfernung von Vegetation
  • Zerstörung ganzer Ökosysteme
Bergbauunternehmen richten Bergbauanlagen ein, die oft große Flächen in Anspruch nehmen und die ursprüngliche Landschaft verändern. Dies kann zu dauerhaften Veränderungen des Lebensraums für Pflanzen und Tiere führen und die Artenvielfalt gefährden. Darüber hinaus kann die Entfernung von Vegetation und die Exposition von Gesteinsoberflächen Erosionen und Bodenerosionen fördern, was die Umweltauswirkungen des Bergbaus verstärkt. Die Schaffung von Abraumhalden, in denen ungenutztes Gestein und Abfallmaterial deponiert wird, führt zu weiteren Auswirkungen durch die Geldforderung auf die Umwelt.

Welche Lösungen gibt es?

Die Auswirkungen der Goldförderung auf die Umwelt sind frappierend. Gold ist daher mitnichten ein nachhaltiger Rohstoff. Recycling gilt als eine entscheidende Maßnahme gegen die Zerstörung der Umwelt: Nur wenn Sie aus der Mode gekommene Schmuckstücke einschmelzen und wieder aufarbeiten lassen, können Sie Gold umweltschonend beziehen.
Für die Industrie existiert immerhin seit dem Jahr 2000 der Internationale Zyanid-Management-Code. Durch die Vereinbarung wollen Unternehmen die Risiken einer unkontrollierten Freisetzung von Zyanid eindämmen. Diese Selbstverpflichtung wird jedoch nicht überall umgesetzt.
Betriebe mit dem Label Fairtrade-Gold versprechen den Verzicht auf Kinderarbeit und die Ausstattung der Arbeiter mit Schutzausrüstung. Bei regelmäßigen Kontrollen weisen die Unternehmen nach, dass sie die Standards erfüllen.
Des Weiteren gibt es einen neuen Ansatz für das Quecksilberverfahren mit minimalen Risiken für Umwelt und Gesundheit. In der Praxis findet er jedoch kaum Anwendung. Minenarbeiter in den Kleinbergwerken haben weder die Fachkenntnis noch die Mittel, auf diese Methode umzuschwenken.
In Australien haben Forschende 2019 außerdem ein alternatives Verfahren für die Zyanidmethode entwickelt. Hierbei ersetzt Thiosulfat das hochgiftige Lösemittel. Sollte sich dieses Verfahren durchsetzen, könnte die Goldförderung umweltschonender werden.