Britannia-Münze: Die erste moderne europäische Anlagemünze

Seit 1987 prägt die British Royal Mint die Goldmünze Britannia. Zwei Jahre vor der Wiener Philharmoniker Münze entstand in Großbritannien so die erste Anlagemünze der Neuzeit.
Das Motiv könnte britischer nicht sein: Die Britannia gilt als Sinnbild für das Vereinigte Königreich und Synonym für britischen Patriotismus. Bereits im Jahr 55 vor Christus, während der römischen Besatzung Großbritanniens, galt die kriegerische Frauengestalt auf der Insel als Schutzgöttin. König Hadrian ließ während seiner Regierungszeit im zweiten Jahrhundert nach Christus erstmals Münzen mit ihrem Antlitz prägen. Seitdem ist die Britannia auf englischen Münzen etabliert. Die Figur findet sich auch auf vielen Schiffen oder Pub-Schildern im Land sowie in Form einer Statue für den Musikpreis „Brit Award“.

Britannia in Gold, Silber und Platin

In den ersten zehn Ausgabejahren gab es die Britannia-Münze nur in Gold in den Stückelungen 1 oz, ½ o, ¼ oz und 1/10 oz. Sie hat einen Nennwert von 100 britischen Pfund. Bis 2012 hatte sie ein Feingewicht von 916,67/1000 (22 Karat). Dann entschied man sich, die Feinheit an andere bekannte Goldmünzen wie den Krügerrand oder dem Maple Leaf anzupassen und erhöhte diese auf 999,9. Damit war auch die Hoffnung verbunden, die Marktakzeptanz der Münze steigern zu können.
In den ersten drei Jahren der Ausgabe hatte die Britannia-Goldmünze einen leicht rötlichen Anschein, denn die Legierung bestand aus reinem Kupfer. Seit 1990 wird eine gleichteilige Kupfer- und Silberlegierung (je 41,66 Prozent) verwendet, die der Münze eine gelblichere Färbung gibt.
Zum zehnjährigen Jubiläum der Britannia erschien sie erstmals auch in Silber. Die Feinheit betrug hier zunächst 958, seit 2013 entspricht sie ebenfalls dem weltweiten Standard von 999/1000. Seit 2018 gibt es die Britannia-Münze zudem in Platin.

Die Britannia als Anlagemünze

Wie die Anlagemünzen anderer Länder auch, ist die Britannia im Vereinigten Königreich gesetzliches Zahlungsmittel und in Deutschland mehrwertsteuerbefreit.
Die Auflage der Münze erreichte schon im Erstausgabejahr 1987 mit 92.000 Stück der vollen Feinunze ihren Höhepunkt. Seitdem ist sie rückläufig und liegt damit deutlich unter der anderer Anlagemünzen.
Die Britannia-Goldmünze hat einen Marktanteil von etwa einem Prozent. Die Britannia-Silbermünze ist etwas beliebter.

Wechselndes Motiv der Britannia-Münze

Zehn Jahre lang zierte das „Standing Britannia Design“ von Philip Nathan die Vorderseite der Goldmünze. Diese Britannia hat einen Helm und trägt wehendes Gewand, hält in der rechten Hand einen Dreizack und in der linken einen Ölzweig. Sie stützt sich auf ein Schild, das die Nationalflagge Union Jack zeigt.
1997 entschied man sich, das traditionelle Bild in ungeraden Jahrgängen zu variieren. So gab es 1997 eine Britannia, die einen Streitwagen lenkt und 2001 erstmals eine modernere Gestaltung der Frauengestalt. 2003 und 2005 gab es weitere Variationen von Philip Nathan.
Seit dem Prägejahr 2007 gibt es jedes Jahr ein neues Motiv. Das erste stammte von von Christopher Le Brun und zeigt eine sitzende Britannia ohne Helm.

Seit 2008 gab es diese Motive auf der Britannia-Münze:
  • Mit großen Wellen von John Bergdahl (2008)
  • Mit Korinther-Helm von Suzie Zamit (2010)
  • Vor einer großen Flagge von David Mach (2011)
  • Mit Eule von Robert Hunt (2013)
  • Mit Löwe und Globus von Jody Clark (2014)
  • Mit Korinther-Helm und Schild von Anthony Dufort (2015)
  • Kriegerisch mit Löwe von Suzie Zamit (2017)
  • Körper aus den britischen Inseln geformt von Louis Tamlyn (2017)
  • Mit Helm und Sonnenstrahlen im Hintergrund von David Lawrence (2018)
  • Mit Löwe und Dreizack von David Lawrence (2019)
  • Vor einer Flagge mit Löwe und Schild von James Tottle (2020)
  • Mit Löwe von P. J. Lynch (2021)
  • Moderne Figur aufs Meer blickend von P. J. Lynch (2021)
Auf der Wertseite der Münze befindet sich stets ein Portrait des britischen Throninhabers. In der gesamten Ausgabezeit der Britannia ist das Königin Elisabeth II. Über die Jahre wurde es mehrmals dem Erscheinungsbild der Monarchin angepasst. In den ersten zehn Jahren stammte das Schulterbild vom britischen Bildhauer Raphael David Maklouf (RDM). Bis 2015 stammte es von Ian Rank-Broadley und ist mit IRB signiert. 2016 wurde das Portrait zuletzt aktualisiert. Es stammt von der Künstlerin Judy Clark.
Um das Portrait der Regentin ist ein Schriftband mit den Worten „Elisabeth II Dei Gratia Regina F D“ abgebildet. Die Buchstaben hinter „Königin von Gottes Gnaden“ stehen für „fidei defensor“, also „Vertreidigerin des Glaubens“. Seit 1998 steht dort „D G Reg“.
Neben der Britannia-Münze sind der Sovereign sowie die Reihen „The Queen’s Beasts“ und „Lunar UK“ weitere bekannte britisische Bullion-Münzen. Die Münzanstalt Royal Mint prägt bereits seit dem 15. Jahrhundert Anlagemünzen.