Münzseiten: Wo ist vorne, wo ist hinten?


Vom Münzwerfen kennt man die zwei Seiten einer Münze: Kopf und Zahl. Aber auf manchen Münzen ist gar kein Kopf abgebildet. Die deutsche 1-Euro-Münze zum Beispiel. Sie zeigt vorne eine Zahl und hinten den Bundesadler. Oder ist der Adler vorne und die Zahl hinten? Welche Münzseite ist eigentlich die Vorder- und welche die Rückseite?
Selbst in der Numismatik, also der Münzenkunde, ist diese Frage nicht endgültig geklärt. Man verwendet der Verständlichkeit halber Fachbegriffe für die beiden Seiten einer Münze.

Der Avers: Die Vorderseite einer Münze

Die Vorderseite einer Münze wird unter Numismatikern Avers genannt. Dieser Begriff stammt aus dem Französischen und geht ursprünglich auf das lateinische Wort adversus zurück, was zugewandt oder zugekehrt bedeutet. Bei der Prägung entsteht der Avers durch den Unterstempel. Avers wird als Begriff nicht nur für die Vorderseite einer Münze, sondern ebenso für Medaillen, Ehrenzeichen, Siegeln, Orden und Flaggen verwendet.
Bei den Euromünzen ist der Avers entsprechend der offiziellen Dokumentation die Seite, die Seite mit dem in allen Ländern einheitlichen Zahlenwert. Deshalb spricht man auch von der „europäischen Münzseite“.
Meist zeigt der Avers ein Staatswappen, Staatsemblem oder andere Hoheitssymbole. In Monarchien wird auf dieser Münzseite in der Regel das Porträt des Herrschers oder der Herrscherin, dessen oder deren Monogramm und Namen dargestellt. So ist etwa das Bildnis von Königin Elisabeth II. unter anderem die Bildseite
  • des britischen Pfunds
  • des kanadischen Maple Leaf,
  • der australischen Lunar Serie
  • und der Britannia 
Beim American Eagle zeigt der Avers das Hoheitszeichen der vereinigten Staaten von Amerika, einen Adler. Beim Wiener Philharmoniker ist dort „Republik Österreich“ eingeprägt.

Der Revers: Die Rückseite einer Münze

Analog zum Avers verwenden Münzkundler den Begriff Revers für die Rückseite einer Münze. Dieser Begriff kommt ebenfalls aus dem Französischen und er bezeichnet ebenso die Rückseite von Medaillen, Orden und weiteren Gegenständen.
Für die Euromünzen beispielsweise gilt als Revers die Seite, die in den einzelnen Ländern verschiedene Motive von nationaler Bedeutung zeigt. In Deutschland sind das der Bundesadler, das Brandenburger Tor und ein Eichenzweig. Diese sogenannte „nationale Rückseite“ soll prägende Bauwerke, kulturelle Schätze oder andere bekannte Symbole des jeweiligen Landes zeigen und in Kontrast zur einheitlichen Gestaltung der europäischen Münzseite stehen.
In allen Fällen ist der Revers die Münzseite, die der Seite mit dem Hoheitszeichen gegenüberliegt.

Alternative Bezeichnungen: Wertseite und Motivseite

Manchmal lässt sich aber nicht leicht feststellen, welche Münzseite der Avers oder der Revers ist. Gelegentlich sind die typischen Elemente einer jeden Seite auf beide Münzseiten verteilt. In diesem Fall entscheidet das bedeutendere Porträt darüber, welche Seite die Vorderseite ist – zumindest in Monarchien. Allerdings gibt es einige Münzen, die weder eine Vorder- noch eine Rückseite haben.
Weil die Begrifflichkeiten verwirrend sind, hat es sich durchgesetzt, nicht mehr von Vorder- und Rückseite einer Münze, also von Revers und Avers, zu sprechen, sondern die Begriffe Wertseite und Bild- bzw. Motivseite zu verwenden. So lassen sich Münzen eindeutiger zuordnen. Selbst große Münzkataloge verwenden inzwischen diese Bezeichnungen.
Die Münzseite mit dem Nominalwert ist entsprechend die Wertseite. Viele Münzsammler sehen die Motivseite übrigens als Vorderseite an. Schließlich ist sie für ihre Zwecke wichtiger als der Wert des Geldstücks.