So wichtig sind Erhaltungsgrad und Prägequalität von Münzen


Keine Münze gleicht der anderen – selbst wenn es sich um die gleiche Münze handelt. Denn Münzen nutzen sich durch Umlauf ab. Wie stark das der Fall ist, gibt der sogenannte Erhaltungsgrad von Münzen an. Er bezieht sich sowohl auf die Prägequalität der Münzen (also den Aufwand des Herstellerverfahrens) als auch auf deren momentanen physischen Zustand.

Was steckt hinter den Begriffen Prägequalität und Erhaltungsgrad?

Die Prägequalität von Münzen bezeichnet, wie hoch der Aufwand des Herstellerverfahren war, das heißt wie das Prägewerkzeug und die Münzrohlinge aufbereitet wurden. Es gibt die Prägequalitäten:
  • Normalprägung
  • Polierte Platte
  • Stempelglanz
Gelegentlich werden außerdem die Bezeichnungen Spiegelglanz (hier wird zusätzlich der Prägestempel poliert, so dass die Münzen gleichmäßig glänzen), unzirkuliert und prägefrisch verwendet.
Prägequalität und Erhaltungsgrad von Münzen haben einen hohen Einfluss auf ihren Sammlerwert. Denn je besser erhalten und je seltener eine Münze ist, desto höher ihr Wert.
Der Unterschied zwischen Anlage- und Sammelmünzen, wie etwa Gedenkmünzen, liegt im Verhältnis des Materialwerts zu den Herstellungskosten. Sammlermünzen werden für gewöhnlich einem aufwändigeren Herstellerverfahren unterzogen. Dadurch übersteigt ihr Wert den Materialwert. Bei Anlagemünzen ist der Erhaltungsgrad hingegen zweitrangig.

Skala der der Erhaltungsgrade von Münzen

Obwohl es in der Numismatik eine definierte Skala für den Erhaltungsgrad von Münzen gibt, ist die Einschätzung stets auch subjektiv. Denn er kann nicht gemessen werden, sondern wird nach Betrachtung geschätzt.
Prägequalität und Erhaltungsgrad von Münzen werden in Worten angegeben und oft abgekürzt. International gibt es viele verschiedene Grade. Nicht jeder davon ist in Deutschland verbreitet. Zu den häufigsten verwendeten Erhaltungsgraden von Münzen zählen:

Polierte Platte (PP)
Der höchste Erhaltungsgrad ist eigentlich eine Prägequalität. Und zwar die bestmögliche bei modernen Münzen. Münzen mit polierter Platte werden in Einzelfertigung in einem aufwändigen, kostenintensiven Verfahren und daher nur in geringer Auflage hergestellt. Sowohl Münzrohling als auch Prägewerkzeug werden hier poliert. Daher sind Relief und Feld solcher Münzen abwechselnd matt und spiegelnd beschaffen. Das unterscheidet sie von Normalprägungen.
Stempelglanz (Stgl.)Münzen in Stempelglanz haben einen edlen Metallglanz, der nur bei unzirkulierten Münzen auftritt. Deshalb wird oft auch die Abkürzung „unc.“ (unzirkuliert) verwendet. Sie haben keinerlei Kratzer, Abnutzungsspuren oder andere Beschädigungen. Feld und Relief sind metallisch glänzend. Es kann sich sowohl um einen Erhaltungsgrad als auch um die Prägequalität der Münzen handeln. In Österreich verwendet man die Bezeichnung „handgehoben“.
Stempelfrisch (Stfr.)Bei stempelfrischen Münzen ist kein Metallglanz mehr vorhanden, aber sie weisen keine Abnutzungsspuren oder Kratzer auf.
Vorzüglich (vz)Münzen mit dem Erhaltungsgrad „vorzüglich“ können geringe Abnutzungsspuren und kleinere Kratzer, eventuell durch kurzen Umlauf, aufweisen. Vorzüglich ist der für Numismatiker akzeptable Mindesterhaltungsgrad von modernen Sondermünzen.
Sehr schön (ss)Durch längeren Umlauf zeigt die Münze deutliche Abnutzungsspuren, Inschriften und Konturen sind aber noch deutlich zu erkennen. Es handelt sich um den häufigsten Erhaltungsgrad von Münzen des 20. und 21. Jahrhunderts.
Schön (s)Münzen, die als „schön“ eingestuft werden, sind durch langen Umlauf stark abgenutzt und erheblich beschädigt. Allerdings erkennt man Nennwert, Jahreszahl und Umschriften noch gut. Moderne Münzen mit diesem Erhaltungsgrad werden von Sammlern nur bei seltenen Exemplaren akzeptiert. Bei mittelalterlichen Münzen ist er hingegen normal.
Sehr gut (sg)/sehr gut erhalten (sge)Die Münze hat sehr starke Abnutzungsspuren, wie Kratzer, Randschäden oder Einschläge.
Gut (g)/gut erhalten (ge) Münzen mit dem Erhaltungsgrad „gut“ sind für Sammler in der Regel nicht interessant. Denn Details sind nicht mehr erkennbar und sie haben starke Schäden. Sie werden in Sammlungen gelegentlich als Belegexemplare verwendet.
Gering erhalten (ge)Bei diesen Münzen ist das Münzbild praktisch nicht mehr identifizierbar.

Außerdem gibt es weitere Einstufungen für antike und historische Münzen sowie Sonderbezeichnungen, wie „Erstabschlag“, „handgehoben“ oder „Probe“.
Die Abstufungen dieser Skala können miteinander kombiniert werden. Dann werden sie mit Bindestrich verbunden oder mit Plus oder Minus genauer gekennzeichnet. Das nennt man Zwischenerhaltungsgrade. Dabei wird zuerst die Basisqualität genannt, dann die Tendenz zum nächsten Erhaltungsgrad angegeben. Beispiele für solche Erhaltungsgrade von Münzen sind etwa „vz-st“ (Erhaltung liegt zwischen „vorzüglich“ und „Stempelglanz“) oder „s-ss“ (Erhaltung ist „schön“, Tendenz zu „sehr schön“).

Lässt sich der Erhaltungsgrad von Münzen beeinflussen?

Abnutzungsspuren entstehen beim Umlauf zum Beispiel durch das Aneinanderschlagen mehrerer Münzen. Der Erhaltungsgrad von Münzen kann durch Maßnahmen wie Reinigung, Polieren oder das Stopfen eines Lochs nicht verbessert werden.
Allerdings muss eine ältere Münze nicht grundsätzlich schlechter erhalten sein als eine modernere. Auch eine sehr alte Münze kann gut erhalten sein, wenn sie richtig aufbewahrt wurde. Ausschlaggebend ist in den meisten Fällen der Umlauf. Patina, das natürliche Anlaufen einer Münze, kann sogar wertsteigernd sein.