Sind Palladiumkronen gesundheitsschädlich?

Bei Dentallegierungen wird grundsätzlich zwischen solchen, die Edelmetall enthalten (Gold, Silber, Palladium, Platin) und solchen, die Nichtedelmetalle enthalten (z.B. Zink, Indium, Nickel, Kupfer) unterschieden. Über 90 Prozent der Legierungen, die in der Zahntechnik und -medizin verwendet werden, bestehen zu unterschiedlichen Anteilen aus dem Edelmetall Palladium. Es kommt zum Beispiel bei Füllungen, wie Gold-Inlays, zum Einsatz. Immer wieder heißt es aber, dass Palladiumkronen gesundheitsschädlich sind. Wie ernst sollte man diese Warnungen nehmen?

Was sagen die Experten?

Zahnärzte und andere Dentalmediziner schätzen Palladium, weil es gute Eigenschaften für die Zahnmedizin aufweist. Palladium macht Dentallegierungen fester und härter, da es ihre Oberflächendichte erhöht. Es macht sie außerdem wärmefest und korrosionsstabil. Legierungen mit Palladium werden seltener von Zahnbelägen geschädigt. Das ist eine wichtige Eigenschaft für den Einsatz im Dentalbereich. Palladium erschwert es Bakterien, Karies- und Parodontose-Erregern, durch den Zahnersatz zu dringen.
Eine Veredelung durch Palladium macht Kronen also widerstandsfähiger. Da Palladium billiger ist als die zuvor verwendeten Edelmetalle, wurde es im Zuge der Reform des Gesundheitssystem unter Norbert Blüm in den achtziger Jahren als Mittel der Wahl für Zahnersatz auserkoren.

Palladium ist als Zahnersatz in Verruf geraten

Nachdem Amalgam in den 1980er-Jahren in Verruf geraten war, taten sich in den frühen neunziger Jahren auch Stimmen auf, die andere dentale Werkstoffe mit Nebenwirkungen in Verbindung brachten. Auch Palladiumkronen sollen gesundheitsschädlich sein, wurde behauptet.
Zu den berichteten Nebenwirkungen zählten:
- Verfärbung des Zahnfleisches
- Haarausfall
- Gelenk- und Kopfschmerzen
- Allergien
- Entzündungen der Schleimhaut
Fachleute allerdings sehen Palladium nicht als toxisch an und sprechen sich aufgrund der positiven Eigenschaften des Edelmetalls ausdrücklich für die sachgerechte Verarbeitung von Palladiumlegierungen für den Zahnersatz aus. Vorsicht sei allerdings bei überbrannten Kronenrändern und nicht keramisch verblendeten Kronen- und Brückenbereichen geboten. Hier herrsche verminderte Korrosionsfestigkeit.

Die alternative Zahnmedizin sieht große Gefahr in Palladium

In alternativmedizinischen Kreisen warnt man hingegen weiterhin vor den toxischen Wirkungen von Palladium, Kupfer und Gallium. Gar als „tickende Zeitbomben in den Zähnen“ werden Amalgam und Palladium von Einzelnen bezeichnet. Sie warnen vor schlimmen Folgen für Gehirn und Darm sowie vor Angriffen auf das Erbgut durch die angeblich giftigen Palladiumkronen. Wissenschaftliche Quellen werden dabei nicht angeführt.
Solche Berichte haben zu Verunsicherung in der Bevölkerung geführt – besonders natürlich bei Patienten, die Palladium im Mund haben. Palladium wird in dieser Diskussion oft mit Amalgam in Verbindung gebracht, dessen Bestandteil das giftige Quecksilber ist. Es ist seit einigen Jahren nur noch eingeschränkt zugelassen.

Wann Palladiumkronen gesundheitsschädlich sein können

Auslöser für Schleimhautentzündungen sind nicht Palladium, sondern Gallium und Kupfer, die oft in den gleichen Legierungen verwendet werden. Allerdings nur, wenn solche silberfreien Palladium-Basis-Legierungen falsch verarbeitet wurden.
Bei einigen Menschen können also bei Palladium in der Zahnmedizin Unverträglichkeiten bestehen und entsprechende Reaktionen auftreten. Das gleiche gilt auch für andere Materialien, wie Titanium, das als besonders biokompatibel gilt.
Durch Abrieb und Korrosion oder Lebensmittel und Getränke können Zahnmetalle freigesetzt werden. Denn kein Metall ist hundertprozentig korrosionsstabil. So gelangen Metallionen in Speichel und Gewebe. Wenn sie sich im Körper verteilen, kann das den Organismus reizen. Gefährlich ist das besonders, wenn sich im Mund verschiedene Legierungen befinden. Man spricht von einem Batterieeffekt. Der Speichel fungiert wegen seiner Salze als Elektrolyt und lässt Strom von unedleren zur edleren Legierung fließen. Das muss keine Beschwerden auslösen, kann jedoch Muskel- und Gelenkprobleme verursachen. Mögliche Nebenwirkungen sind also metall- nicht palladiumspezifisch, vor allem wenn aus Kostengründen minderwertige Dentallegierungen eingesetzt wurden. Solche Ströme lassen sich beim Zahnarzt schmerzlos messen.
Dennoch werden Metalle für die Implantologie körperverträglich konzipiert. Das Risiko einer Reaktion ist jedoch nie komplett auszuschließen, da es sich um Fremdkörper für den Organismus handelt. Unverträglichkeitsreaktionen können so harmlos sein wie Mundgeruch, aber auch Zahnfleischbluten auslösen und im schlimmsten Fall chronische Erkrankungen begünstigen.
Palladiumkronen können also weiterhin ruhigen Gewissens eingesetzt werden. Alleinig bei einer Sensibilisierung auf Palladium oder bei einer Nickelallergie sollte eine andere Legierung gewählt werden. Rund 50 Prozent der Menschen, die auf Nickel allergisch sind, reagieren auf Palladium überempfindlich. Zwar wirkt Palladium auf die Mundschleimhaut weniger reizend als auf die Haut. Dennoch ist es in solchen Fällen ratsam, auf ein anderes Material zu setzen. Kronen können heute auch aus Keramik und Glasfasern hergestellt werden. Wer Bedenken hat, dass Palladium-Kronen schädlich sein könnten, kann sich für metallfreie Alternativen entscheiden.



Nicht nur im Mund, auch an den Fingern wird häufig Palladium verwendet. Denn das Metall ist zu einem beliebten Metall für Eheringe geworden. Populär ist es wegen seiner einzigartigen Erscheinung: rein Weiß. Damit ist es eine Alternative zu Titan, das einen leicht gelblichen Schimmer hat, und Weißgold. Es ist preiswerter und günstiger als Platin und kann vielseitig bearbeitet werden. Außerdem gilt Palladium als pflegeleicht, farbbeständig und abriebfest.
Aber müssen Paare mit Palladiumringen ebenfalls Sorgen haben, dass ihr Eheschmuck gesundheitsschädlich ist? Auch hier gilt: Lediglich Personen, die auf Nickel allergisch sind, sollten ein anderes Material wählen.