Ist Gold ein gesetzlich anerkanntes Zahlungsmittel?

Wozu wir umgangssprachlich Geld sagen, heißt ganz offiziell Zahlungsmittel. Damit ist im staatlichen Auftrag geprägtes Metall oder gedrucktes Papier gemeint, das von Händlern für Waren oder Dienstleistung angenommen werden muss. Geld hat eine standardisierte Einheit, den Nennwert. Das ist der Wert, der auf Scheinen oder Münzen angegeben ist.
Aber vielleicht haben Sie sich auch schon mal gefragt, ob man abseits von Euros, Dollar oder Kronen auch mit anderen Wertgegenständen zahlen könnte. Als Erstes kommt einem da natürlich das begehrteste Edelmetall der Welt in den Sinn: Ist Gold ein Zahlungsmittel?
Grundsätzlich lautet die Antwort auf diese Frage: Nein, Gold ist kein offizielles Zahlungsmittel. Sie können an der Supermarktkasse oder beim Fahrradhändler nicht mit Goldbarren, Goldschmuck oder alten Münzen zahlen. Allerdings gibt es neben offiziellen auch alternative Zahlungsmittel.

Ist Gold ein alternatives Zahlungsmittel?

Einige Goldmünzen können theoretisch als alternatives Zahlungsmittel verwendet werden. Jedoch mit zwei Einschränkungen: Sie dürfen lediglich in ihrem Herkunftsland zur Zahlung eingesetzt werden und es gilt nur der Nennwert der Münze. Und das ist der Knackpunkt: In den meisten Fällen ist das ein schlechter Tausch. Denn für gewöhnlich übersteigt der Wert einer Goldmünze ihren Nennwert.
Hinzu kommt, dass die Münzen als alternatives Zahlungsmittel nicht angenommen werden müssen. Goldmünzen sind also theoretisch ein Zahlungsmittel, aber in der Praxis ungebräuchlich. Weil sie im Zahlungsverkehr keine Bedeutung spielen, sind sie besser als Investment geeignet.

Welche Goldmünzen beschränkt als Zahlungsmittel gelten

Mit welchen Goldmünzen könnten Sie nun theoretisch wo bezahlen? Bei den in der Theorie möglichen Zahlungsmitteln handelt es sich um sogenannten Bullionmünzen, das sind Anlagemünzen, die einen großen Umlauf haben. Dazu zählen etwa:
  • Goldmünze Wiener Philharmoniker (Österreich)
  • Deutscher Goldeuro (Deutschland)
  • Goldmünze Maple Leaf (Kanada)
  • Vreneli Gold 20 Franken (Schweiz)
Diese konkreten Fälle illustrieren, warum Goldmünzen als Zahlungsmittel nicht gebraucht werden: Der Wert einer Unze Maple Leaf hat beispielsweise einen Nennwert von 50 kanadischen Dollar, eine Unze Wiener Philharmoniker entspricht 100 Euro. Der Materialwert beider Münzen liegt aber um ein Vielfaches höher, im niedrigen vierstelligen Bereich.

Der Krügerrand als offizielles Zahlungsmittel

Einen Sonderfall stellt der Krügerrand dar. Er ist ein offizielles Zahlungsmittel in seinem Heimatland Südafrika. Was ihn von anderen Münzen unterscheidet: Er hat keinen eingeprägten Nennwert, als Wert gilt der jeweils marktaktuelle Goldpreis. Damit ist er eine sogenannte Kurantmünze, deren Nennwert vollständig durch den Materialwert gedeckt ist.
Aber der Krügerrand ist nicht als Bargeld gedacht und wird so in Südafrika praktisch nicht genutzt. Er ist die erste moderne Gold-Anlagemünze und heute eine der weltweit begehrtesten. Die jährliche Nachfrage beläuft sich auf rund eine Million Unzen.
Seit seinem 50. Jubiläum im Jahr 2017 gibt es den Krügerrand übrigens auch als Platin- und Silbermünze.

Wie Gold seine Rolle als Zahlungsmittel verlor

Gold spielt also als Zahlungsmittel heute kaum mehr eine Rolle. Das war früher anders, wie wir aus Büchern, Filmen und Märchen wissen.
Das Edelmetall hatte lange eine wichtige Rolle im internationalen Zahlungsverkehr inne. Vom 7. Jahrhundert vor Christus bis zum Beginn des letzten Jahrhunderts wurde vielerorts mit Goldmünzen bezahlt (zeitweise galt auch Silber als Zahlungsmittel).
Bis 1973 galt weltweit der Goldstandard. Er besagte, dass jede Währungseinheit einer gesetzliche festgelegten Gewichtsmenge Gold entspricht. Er wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von der Bank of England eingeführt und hatte sich innerhalb weniger Jahrzehnte international etabliert. Mit dem Goldstandard garantierten ab dem 20. Jahrhundert fast alle Notenbanken in Industrieländern, jede Banknote zu einem festen Wechselkurs in Gold zu tauschen.
Bis 1914 basierte das Weltwährungssystem auf dieser Grundlage. Im Zuge des ersten Weltkriegs brauchten viele Staaten einen erheblichen Teil ihrer Goldreserven auf und der reine Goldstandard verlor an Gültigkeit. Erst 1944 kam es zu einer Neuordnung: dem Dollarstandard. Mit ihm hatten sich die USA verpflichtet, ihre Währung stets gegen Gold zu tauschen und von Zentralbanken Gold zu kaufen oder zu verkaufen. Die Rechnung ging allerdings nicht auf und es kam in den 60er Jahren zu einer Weltwährungskrise.
Im August 1971 wurde der Goldstandard aufgehoben. Seitdem gelten flexible Wechselkurse zwischen Währungen.

Kommt Gold als Zahlungsmittel zurück?

Immer wieder werden Forderungen nach einer Rückkehr zum Goldstandard und Gold als Zahlungsmittel laut, häufig in Krisen- und Umbruchzeiten, wenn das Vertrauen der Bevölkerung in die offizielle Währung gering ist. Einige Staaten haben ihre offizielle Währung auch durch Gold substituiert, darunter der Iran, die Türkei und Venezuela.
Eine derartige politische Instabilität gibt es in den Vereinigten Staaten von Amerika zwar nicht. Dennoch haben drei der fünfzig Bundesstaaten – Wyoming, Texas und Utah – Gold zu einem gewissen Maße zurück in den Zahlungsverkehr gebracht. In Wyoming etwa darf man auch mit ausländischen Goldmünzen bezahlen, allerdings besteht kein Annahmezwang seitens der Verkäufer.