Was ist eigentlich Hyperinflation?

Wenn sich die Preise für Waren und Dienstleistungen erhöhen, spricht man von Inflation. Wenn sie hingegen schwindelerregend schnell steigen, zum Beispiel monatlich um 50 oder mehr Prozent, nennt man das Hyperinflation. Während Inflation eine normale und auf niedrigem Niveau sogar wünschenswerte Entwicklung ist, da sie zu Investitionen und Konsum führt, ist die Hyperinflation für Volkswirtschaften sehr gefährlich. In der Regel dauern sie nur eine kurze Zeit, denn da es keine politischen Maßnahmen zur Eindämmung gibt, münden sie immer in Währungsreformen.

Entstehung von Hyperinflation

Wie kommt es zu solch phänomenalen Teuerungsraten? Ermöglicht wurden sie durch die Verbreitung von Fiatgeld, also ungedeckter Währung. Deshalb sind Hyperinflationen vor dem 20. Jahrhundert auch rar.
Schuld an solch extremer Inflation ist immer der Staat. Und zwar dann, wenn er mehr ausgibt, als er einnimmt. Kurz- bis mittelfristig ist das kein Problem, weil er Steuern erhöhen, sich Geld leihen oder Anleihen ausgegeben kann, um seine Einnahmen zu erhöhen. Wenn allerdings etwas Unerwartetes oder Dramatisches geschieht, wie ein Krieg oder eine Wirtschaftskrise, versiegen seine Einnahmequellen. Dann muss er Geld drucken oder die Notenbank Anleihen kaufen.
Kann der Staat seine Ausgaben nicht durch Steuern decken, kommt es zur permanenten Verschuldung und einem Budgetdefizit. Um dieses zu verringern, muss er Schuldtitel ausgeben. Das sind zumeist nicht indexierte, nominale Staatsanleihen. Wenn die Preise nun relativ zu den Anleihen steigen, bleibt der nominale Wert der Anleihe dennoch unberührt. Es kommt zu einem Wertverlust im Rahmen einer Hyperinflation. Für den Staat ist das positiv, denn er macht realen Gewinn. Die Kapitalgeber hingegen erleiden reale, wenn auch nicht nominale Verluste. Der Staat kann also einen geringeren realen Wert zurückzahlen und versucht so, sein Budgetdefizit zu verringern.
Allerdings verlangen Gläubiger als Konsequenz höhere nominale Zinsen auf neue Anleihen. Sie sind weniger gewillt, Darlehen mit langer Laufzeit zu erwerben, so dass der Staat immer kürzere Anleihen herausgibt, um Alte zurückzahlen zu können. Besteht dann immer noch ein Defizit, muss er das ganze Spiel erneut beginnen.

Auswirkung von Hyperinflation auf die Wirtschaft

Wenn eine hohe Geldmenge in Umlauf ist, steigen die Preise sowohl nominal aus auch real stark an. Händler erhöhen Preise schneller, als Arbeiter eine Lohnerhöhung bekommen. Das mindert die Kaufkraft. Konsumenten geben ihr Geld schneller aus, weil sie befürchten, bald noch weniger dafür zu bekommen. Es kommt zu Hamsterkäufen. Weil immer mehr Geld immer schneller in Umlauf ist, steigen die Preise nur weiter an. Irgendwann bieten Händler nichts mehr an, weil sie als Verbraucher das Geld selbst schnell wieder ausgeben müssten.
Einzig für Schuldner ist die Entwicklung einer Hyperinflation positiv. Denn die Rückzahlung ihrer Schulden ist bei einer Entwertung des Gelds ein Leichtes. Sparer hingegen flüchten in Sachwerte, weil ihr Geldvermögen nichts mehr wert ist.
Mit steigender Teuerungsrate verliert Geld zunehmend seine Funktion als Tauschobjekt und wird durch Ersatzwährungen auf dem Schwarzmarkt abgelöst. Die Wirtschaft bricht zusammen und es kommt zur Währungsreform, um dem Teufelskreis zu entkommen. Dabei können Bürger entweder mit einem Anfangsbetrag ausgestattet werden oder es wird ein hoher Umtauschkurs für die alte Währung festgelegt. Banknoten mit Beträgen wie eine Billion Mark sind damit passé.

Die Hyperinflation in Deutschland von 1923

Eine der schlimmsten und folgenreichsten Hyperinflationen gab es im Deutschland der Weimarer Republik 1922 bis 1923. Das Kaiserreich hatte sich für die Finanzierung des Ersten Weltkrieges enorme Summen von seinen Bürgern geliehen, die es nun zurückzahlen musste. Dazu kamen die Reparationszahlungen an die Sieger des Krieges.
Als der Schadenersatz einmal ausblieb, besetzen die Franzosen das Grenzgebiet um die Ruhr. Die deutsche Regierung forderte die Bevölkerung aus Widerstand gegen die Besetzung zum Streik auf. So wurde einerseits nichts mehr produziert, andererseits nahm der Staat keine Steuern ein. Um die Versorgung sicher zu stellen, lieh sich der Staat von der Notenbank Geld. Die hohe Verschuldung führte zur Hyperinflation. Preise für alltägliche Dinge schossen in Milliardenhöhe. Auch dieser Missstand wurde durch eine Währungsreform beigelegt. Zuvor war die höchste je gedruckte Banknote der deutschen Geschichte im Umlauf: Ihr Nominalwert betrug 100 Billionen Mark.
Andere Hyperinflationen gab es etwa in
  • Freie Stadt Danzig (1922/23)
  • Ungarn (1945/46)
  • China (1947-49)
  • Jugoslawien (1992-94)
  • Turkmenistan (1992/93)
  • Armenien (1994/94)
  • Zimbabwe (2007/08)
  • Venezuela (seit 2017)

Absicherung vor Hyperinflation mit Gold

Um sich vor der Geldentwertung als Folge einer Hyperinflation zu schützen, flüchten Menschen in Sachwerte, da sie neben einen Nominalwert auch einen tatsächlichen Gegenwert haben. Gold, als begehrtestes Edelmetall, bietet guten Inflationsschutz, da ein Totalverlust von Geldvermögen ausgeschlossen ist.
Wie viel Gold sollte man zum Schutz vor Hyperinflation auf Reserve haben? Dafür muss man zwei Zahlen kennen:
- seine monatlichen persönliche Ausgaben
- die geschätzte Dauer der extremen Inflation (bzw. ihrer Auswirkungen)
Um die benötigte Goldreserve zu ermitteln, müssen die persönlichen Ausgaben in die Menge von Gold umgerechnet werden. Man teilt also die Geldsumme die Summe durch den aktuellen Goldpreis pro Unze. Daraus ergibt sich, wie viele Unzen pro Monat nötig sind. Diese Zahl wird dann mit der Anzahl der Monate multipliziert.
Zwar ist es immer sinnvoll, Gold zu kaufen  und sein Geld anzulegen . Allerdings muss heute niemand in Deutschland Angst vor einer neuen Hyperinflation haben. Derzeit hat die Europäische Union eher das gegenteilige Problem: Das Ziel einer jährlichen Inflationsrate von zwei Prozent wird von den Mitgliedsstaaten regelmäßig weit verfehlt.
Außerdem kann die Politik Notenbanken heute nicht zum Kauf von Staatsanleihen drängen. Denn die Europäische Zentralbank sowie die Deutsche Bundesbank sind unabhängig. Das Risiko einer erneuten Hyperinflation ist nach Ansicht vieler Experten also äußerst gering.