Die Geschichte der Münzprägung – vom Mittelalter bis heute

Wie kommen Zahl und Motiv auf eine Münze? Die meisten Erwachsenen werden die Antwort kennen: Münzen werden geprägt. Aber wissen sie auch, wie eine Münzprägung abläuft?

Historischer Abriss zum Thema Prägetechniken

Im Laufe der Jahrhunderte haben sich die Prägetechniken für Münzen stark verändert. Die ersten Münzen wurden nicht geprägt, sondern gegossen. Dafür wurden Formen aus Ton, Stein, Gips oder Formsand hergestellt und mit einer Legierung ausgegossen. Die Methode war simpel, die Münzen jedoch auch leicht fälschbar.
Das Prinzip der Münzprägung ist simpel: Ein ungeprägtes Metallstück, Rohling oder Schrötling genannt, wird durch einen Prägestempel verziert. Bis ins späte Mittelalter wurde von Hand geprägt. Durch Einsatz von Technik nahm die Prägegeschwindigkeit immer weiter zu und die Qualität der Münzen stieg, so dass Münzsorten standardisiert wurden.

Frühe Prägetechnik bei Münzen im Überblick


Zeitraum
Prägetechnik
7. Jh. n. Chr.Im siebten Jahrhundert nach Christus wurde die Hammerprägung zur ersten weitverbreiteten Art der Münzprägung. Dabei wurden die Münzrohlinge auf einen festgespannten Unterstempel oder Stock gelegt. Dann schlug man den Oberstempel, ein Eisen, mit einem Hammer auf den Schrötling. Die Hammerprägung wurde bis zur Renaissance, also bis ins 16. Jahrhundert, angewendet. Ihr großer Vorteil war, dass sie überall durchgeführt werden konnte. Allerdings kam es häufig zu Doppelprägungen oder dezentrierten Münzbildern.
15. Jh. n. Chr.Zum Ende des 15. Jahrhunderts mussten immer mehr Münzen geprägt werden, wofür die Hammerprägung nicht effizient genug war. Deshalb wurde das Klippwerk (auch Fall- oder Schlagwerk) entwickelt. Durch dieses Gerät musste bei der Münzen-Prägung weniger Kraft aufgewendet werden, gleichzeitig wurden die Ränder der Münzen sauberer und die Münzbilder richtig zentriert. Beim Klippwerk war der Oberstempel in einem Metallzylinder eingelassen, der in einem Rahmen montiert war. Dieser Zylinder konnte durch einen Flaschenzug angehoben werden. Durch Auslösen des Mechanismus schlug der Stempel auf den Münzrohling.
16. Jh. n. Chr.Um Münzen noch schneller prägen zu können, wurde im 16. Jahrhundert eine neue Art der Münzprägung erfunden: das Walzenprägewerk. Im Jahr 1572 war sie die vorherrschende Prägetechnik für Großmünzen. In zwei Metallwalzen waren bis zu 19 Ober- und Unterstempel eingraviert. Sie wurden mit Wasserkraft betrieben und walzten so Metallbleche als Zainen. Anschließend mussten die Münzen aus dem Zain ausgestanzt und mit Hilfe zweier Bleiplatten gerichtet werden. Der letzte Schritt führte bei unsauberer Ausführung oft zu einer Wölbung der Münzen. Zu dieser Zeit entstanden auch die ersten fürstlichen Münzsammlungen, Münzkabinette genannt.

Eine Variante der Walzenprägung war das Taschenprägewerk, das von nur einer Person bedient werden konnte. Die Walzen wurden hier in Haltevorrichtungen, sogenannte Taschen, eingelassen. In diesen konnten flexibel Prägestempel für neue Münzen eingelassen oder beschädigte Stempel ausgetauscht werden.

Eine vollkommen neue Methode der Münzprägung kam mit der Spindelprägung auf. Dabei wurden die Münzplättchen schon vor dem Prägen gestanzt und eine Rändelung oder Randschrift konnte angebracht werden. Die Presse hatte eine senkrecht stehende Spindel, an deren Kopf eine horizontale Tragstange angebracht war. Am Ende der Stange waren Gewichte befestigt. Ihre Arme wurden mit der Hand angestoßen. So brachten die Gewichte die Spindel in Bewegung. Indem sie sich langsam drehte, wurde der Stempel am unteren Ende der Spindel gleichmäßig auf das Plättchen gedrückt.

Münzprägung in der Neuzeit

Im frühen 19. Jahrhundert kam das Kniehebelprägewerk auf. Bei dieser Gerätschaft übertrug ein Hebel in der Form eines gebogenen Knies die Kraft auf das Metall. Es hatte zwei unterschiedlich lange Hebelarme, die sich beim Prägen exzentrisch um eine feste Achse drehten. Ein Schwungrad versetzte den senkrechten Hebelarm in eine Pendelbewegung. Diese wurde über einen Zapfen auf den Oberstempel übertragen, so dass sich dieser nach unten bewegt. Der Unterstempel wird während des Prägevorgang minimal gedreht. Das führte dazu, dass das Münzbild in das Material geschnitten wurde. Ein Kniehebelprägewerk konnte bis zu 75 Münzen pro Minute prägen. Später betrieb man die Maschine in Münzstätten mit Dampfkraft. Der Einsatz eines Elektromotors war die erste Version der modernen Münzprägung.
Heute wird das Motiv einer Münze am Computer erstellt und in eine Maschine eingelesen. Diese fräst einen Stahlstempel, den sogenannten Ur-Stempel. Aus ihm wird eine Matrize, also ein negatives Abbild der Münzoberfläche, gefertigt. Aus ihr wiederum wird die Arbeits-Patrize hergestellt, aus der der Prägestempel für die Maschine entsteht. Die Maschinen in den Prägestätten können über ein Dutzend Münzen pro Sekunde und 20.000 Münzen pro Minute prägen.

Münzen selber prägen – geht das?

Unternehmen, Vereine und andere Organisationen können ihre eigenen Münzen prägen lassen. Diese sind selbstverständlich keine gültigen Zahlungsmittel, sondern dienen als Erinnerung an ein Jubiläum, als Auszeichnung oder besonderes Geschenk. Genau genommen handelt es sich dabei um Medaillen. Armee und Polizei verwenden diese zum Beispiel, um Einsatzkräfte für besondere Leistung auszuzeichnen.
Das Motiv solcher Münzen kann man selbst gestalten. Und darin liegt für die Hobby-Münzprägenden das größte Problem. Ein eigenes Münzbild zu entwerfen und den passenden Münzstempel herzustellen ist schwierig. Obwohl die Anforderungen simpel sind: Es muss sich von realen Zahlungsmünzen unterscheiden, damit es nicht zu Verwechselungen kommt. Die offizielle Münzprägung gibt es schließlich nicht umsonst.
Die zweite Schwierigkeit ist die Prägemaschine. Diese gibt es zwar zu kaufen, sie sind aber für Einzelpersonen kaum erschwinglich. Und für den Eigenbau benötigt man sehr viel handwerkliches Talent.