Zwischen Glanz und Kriminalität: Die Rolle von Edelmetallen in der Schattenwirtschaft

Seit jeher sind Menschen fasziniert von Edelmetallen wie Gold, Silber und Platin. Doch mindestens ebenso lange wird Gold auch illegal gehandelt. Heutzutage spricht man von Schattenwirtschaft, wenn Edelmetalle jenseits von Aufsicht und Regulierung ihren Besitzer wechseln. Für die Finanzwelt ist das zu einem echten Problem geworden. Edelmetalle gelten zwar als besonders stabile Geldanlagen, sind aber aus genau diesem Grund interessant für die Schattenwirtschaft. Die Edelmetallindustrie steht daher vor der Herausforderung, sichere Lieferketten für Edelmetalle zu schaffen, um Schwarzarbeit, Geldwäsche und Steuerhinterziehung zu unterbinden.

Was ist die Schattenwirtschaft? Eine Definition

Schattenwirtschaft ist eine ökonomische Grauzone, in der legal oder illegal erzieltes Einkommen bewusst vor den offiziellen Behörden verborgen wird. Da Transaktionen der Schattenwirtschaft nicht besteuert und reguliert sind, gehen sie auch nicht in die Berechnung des Sozialprodukts ein. Wie groß die Schattenwirtschaft eines Landes ist, lässt sich nur schwer zu messen. Schließlich wollen die Akteure möglichst unentdeckt bleiben. Gründe für schattenwirtschaftliche Aktivitäten können sein:
  • Steuern und Sozialversicherungsbeiträge nicht zahlen zu wollen
  • Staatliche Bürokratie zu vermeiden
Oft fallen jedoch auch kriminelle Aktivitäten wie Schmuggel, Geldwäsche und Steuerhinterziehung unter Schattenwirtschaft. Besonders die Lieferkette für Edelmetalle wie Gold, Silber und Platin ist anfällig für schattenwirtschaftliche Aktivitäten. Doch wie genau gelangen Edelmetalle in die Schattenwirtschaft?

Welche Rolle spielen Edelmetalle in der Schattenwirtschaft?

Mit dem technologischen Fortschritt werden Edelmetalle längst nicht mehr nur zu Schmuck verarbeitet. In der Industrie sind Gold, Silber und Platin zu unverzichtbaren Rohstoffen geworden. Sie werden unter anderem in den folgenden Bereichen eingesetzt:
• als Leiterwerkstoffe in der Elektroindustrie
• als Medizinprodukt, etwa in der Zahnmedizin
• als Zahlungsmittel
Auf dem Weltmarkt sind Edelmetalle dementsprechend hoch gefragt. Doch als natürliche Ressource sind Gold & Co. nur begrenzt verfügbar und daher umso wertvoller. Das macht sie zu einem beliebten Anlageprodukt, denn sie gelten als besonders krisensicher und unterliegen nur geringen Kursschwankungen.
Die Kehrseite der Medaille ist, dass sie aus diesen Gründen ebenfalls für illegale Geschäfte interessant sind. Da Gold, Silber und Platin als physische Produkte leicht den Besitzer wechseln können, lassen sich nicht alle Transaktionen einwandfrei zurückverfolgen. So kann die Schattenwirtschaft problemlos am Markt und der Finanzaufsicht vorbei mit Edelmetallen handeln.

Welchen Einfluss haben Schmuggel und Geldwäsche?

Gold, Silber und Platin gelangen über Schmuggel und Geldwäsche am Staat vorbei in die Schattenwirtschaft. Schon geringe Mengen dieser Edelmetalle sind wertvoll. Das macht es leicht, sie über verborgene Schmuggelrouten diskret über Grenzen hinweg zu transportieren.
Mit dem Schmuggel von Edelmetallen lassen sich illegale Gelder zudem relativ einfach waschen. Sind Gold, Silber oder Platin erst einmal an ihrem Zielort angekommen, werden sie geschmolzen, umgestaltet und neu verkauft. Schmutzige Geschäfte lassen sich dadurch leicht vertuschen, da die illegalen Gelder unbemerkt wieder in den Markt integriert werden.
Die Endkunden in den jeweiligen Ländern wissen oft nicht, ob sie die Edelmetalle aus legalen oder illegalen Quellen beziehen. Wenn man verhindern möchte, dass jährlich Millionen von Geldern durch den Edelmetallhandel in der Schattenwirtschaft verschwinden, sollte man für mehr Transparenz in den Edelmetalllieferketten sorgen.

Welche Schwachstellen bestehen in der Lieferkette?

Zu den größten Schwachstellen in der Edelmetalllieferkette zählen Konfliktmineralien und unregulierte Minen. Edelmetallvorkommen können ihren Herkunftsländern heutzutage zwar zu wirtschaftlichem Wohlstand verhelfen, doch oft kommt es beim Abbau zu gewaltsamen Konflikten. So wurden in der Vergangenheit nicht selten bewaffnete Gruppen mit Edelmetallen finanziert. Lassen sich solche Verbindungen nachweisen, spricht man daher von Konfliktmineralien. Sie zeigen, wie leicht eine Lücke in der Edelmetalllieferkette zu einem ethischen Dilemma führen kann.
Auch durch die Wirtschaft nicht regulierte Minen verursachen ethisch fragwürdige Konflikte. So kam es beispielsweise unter der Regierung Bolsonaros in Brasilien zu einem vermehrt illegalen Abbau von Gold. Leider befinden sich die größten Goldvorkommen des Landes im Amazonasgebiet und damit auf indigenem Land. Unregulierte Minen führen hier nicht nur dazu, dass mehr und mehr Regenwald abgeholzt und die Umwelt verschmutzt wird. Sie verursachen auch Konflikte mit der indigenen Bevölkerung. Probleme wie diese zeigen, dass dringend mehr Transparenz in der Edelmetallindustrie nötig ist.

Wie lässt sich die Schattenwirtschaft für Edelmetalle bekämpfen?

Um die Schattenwirtschaft rund um Edelmetalle zu bekämpfen, sind globale Bemühungen nötig. Einzelne Länder wie Brasilien arbeiten zwar daran, den Handel mit Gold zu regulieren. Doch auch internationale Institutionen wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sind gefragt. Sie setzt sich schon heute für mehr Transparenz und Rechenschaftspflicht auf internationaler Bühne ein. Durch faire Handelspraktiken und solide Rahmenbedingungen für die Förderung von Edelmetallen sollen illegale Aktivitäten vereitelt werden.
Auch die Edelmetallindustrie selbst muss sich für mehr Unternehmensethik stark machen und auf saubere Lieferketten achten. Schließlich steht der Ruf der Branche auf dem Spiel. Nur transparente Lieferketten sorgen für Vertrauen in den Markt. In der globalisierten Welt von heute ist es zudem unerlässlich, Verantwortung zu übernehmen und für faire Handelspraktiken zu sorgen.
Die Rolle von Edelmetallen in der Schattenwirtschaft ist komplex. Schmuggelrouten, Geldwäsche und Steuerhinterziehung gehören zu den größten Problemen der Branche. Doch es macht Hoffnung, dass auf nationaler und internationaler Ebene die Bemühungen wachsen, den Markt zu regulieren und für bessere Abbaubedingungen zu sorgen.