Das Verhältnis von Zentralbanken und Gold

Wenn Zentralbanken Gold kaufen und lagern, spricht man von Goldreserven. In diesem Artikel erfahren Sie, warum Zentralbanken Goldreserven halten, wo sie Gold kaufen und was für Auswirkungen es auf den Goldpreis hat, wenn eine Zentralbank Gold kauft. Außerdem zeigen wir Ihnen, welche Länder die größten Goldreserven haben.

Warum kaufen oder halten Zentralbanken Gold?

Früher mussten Zentralbanken Gold lagern, um ihre Währung zu decken. Bei dem sogenannten Goldstandard musste für jeden Dollar, der im Umlauf war, der gleiche Wert in Gold in der Zentralbank liegen. Die Notenbanken durften nur neues Geld drucken, wenn auch neue Goldbestände eingingen.
Das ist heutzutage nicht mehr der Fall: 1973 verabschiedete sich der Dollar vom Goldstandard. Aktuelle Währungen wie beispielsweise der Euro sind unabhängig vom Gold der Zentralbank. Trotzdem halten Zentralbanken sogenannte Währungsreserven, um die Stabilität der jeweiligen Währung zu gewährleisten. Neben Edelmetallen gehören auch Fremdwährungen, Sonderziehungsrechte und Reservepositionen im Internationalen Währungsfonds zu den Währungsreserven. Dabei gilt Gold – ähnlich wie bei privaten Anlagen – als sicherer Hafen und ist bekannt für seine Stabilität. Es ist weniger anfällig für Inflation, Währungsschwankungen und andere Turbulenzen.
Mit ihrem Goldkauf möchten einige Zentralbanken außerdem unabhängiger vom US-amerikanischen Dollar werden – der Leitwährung in der internationalen Finanzwelt. Goldkäufe von Zentralbanken können außerdem Ansehen und Vertrauen aufbauen. Da Gold für Sicherheit und Stabilität steht, wirken Zentralbanken mit großen Goldreserven sowohl auf internationale Institutionen als auch auf die eigene Bevölkerung als vertrauenswürdiger.

Wie und wo kaufen die Zentralbanken Gold?

Zentralbanken können über verschiedene Wege Goldbarren kaufen:
  • Goldkauf bei kommerziellen Banken, die entweder ihr eigenes Gold verkaufen oder einen Kauf mit einer anderen Quelle arrangieren
  • Goldkauf auf Internationalen Goldmärkten wie zum Beispiel dem London Bullion Market (LBMA), dem Shandhai Gold Exchange (SGE) und dem New York Mercantile Exchange (COMEX)
  • Direkter Kauf von physischem Gold bei Goldhändlern und Goldraffinerien
  • Direkte Beteiligung an Goldminen
  • Direkte Käufe von anderen Zentralbanken oder Tauschgeschäfte (Gold-Swap-Geschäfte)

Wie viel Gold haben die Zentralbanken?

Laut dem World Gold Council (WGC), dem internationalen Interessenverband der Goldbranche, besaßen alle Zentralbanken zusammen Im Jahr 2022 etwa 35.495 Tonnen Gold. Das entspricht etwa 17 Prozent des bisher geförderten Goldvorkommens auf der Welt (above-ground stocks). Allerdings muss man dabei bedenken, dass diese Angaben eher Schätzungen sind, da nicht alle Zentralbanken ihre Goldkäufe offenlegen und der WGC verschiedene Quellen für die Ermittlung dieser Zahlen verwendet.
Die Staaten, deren Zentralbanken im Jahr 2022 den größten Goldvorrat hatten, sind laut WGC:
  • USA (ca. 8.133,5 Tonnen)
  • Deutschland (ca. 3.355,1 Tonnen)
  • Italien (ca. 2.451,8 Tonnen)
  • Frankreich (ca. 2.436,8 Tonnen)
  • Russland (ca. 2.298,5 Tonnen)
  • China (ca. 2.010,5 Tonnen)
  • Schweiz (ca. 1040 Tonnen)
  • Japan (ca. 846 Tonnen)
  • Indien (ca. 767,4 Tonnen)
Außerdem hält der Internationale Währungsfonds etwa 2.814 Tonnen Gold.
Interessant dabei ist außerdem, wie viel Prozent der gesamten Währungsreserven die Goldbestände ausmachen. Während Deutschlands Währungsreserven zu 66, 5 Prozent aus Gold bestehen, sind es in Japan lediglich 4 Prozent.

Wie viel Gold hat die Deutsche Bundesbank?

Die Deutsche Bundesbank ist die für Deutschland zuständige Zentralbank. Sie verfügte im Jahr 2022 über 3.355,1 Tonnen Gold. Die Goldreserven der Bundesbank hatten 1968 mit 4.033 Tonnen ihren Höchststand erreicht. Dabei kaufte die Bundesbank das Gold nicht direkt, sondern erhielt es vor allem als Ausgleichszahlungen von anderen Ländern. Der Goldvorrat der deutschen Zentralbank ist seit langer Zeit stabil. Gelegentlich verwendet die Zentralbank einen kleinen Teil des Goldes für die Münzprägung.

Welche Zentralbanken kaufen am meisten Gold?

2018 und 2019 kaufte die russische Zentralbank mit großem Abstand am meisten Gold. Auch 2020 stockte Russland seine Goldvorräte auf. Aktuell macht die russische Zentralbank allerdings keine Angaben mehr zu den Goldbeständen. Auch China hat lange Zeit keine Informationen zu Goldkäufen der Zentralbank herausgegeben. Ende 2022 bestätigte die Zentralbank allerdings, dass der Goldvorrat nun über 2.000 Tonnen liegt.
Weitere aktive Goldkäufer sind die Türkei, Thailand, Polen, Japan, Indien, Ungarn, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate. 2022 war ein Rekordjahr, was Goldkäufe durch Zentralbanken angeht: 113 Tonnen Gold wanderten in die Tresore der Zentralbanken. Einen höheren Wert gab es letztmals 1967.

Wie beeinflusst es den Goldpreis, wenn Zentralbanken Gold kaufen?

Wenn Zentralbanken große Mengen an Gold kaufen, steigt der Goldpreis in der Regel leicht an. Das liegt zum einen daran, dass die Gesamtnachfrage steigt, weil anderen Investoren das als Zeichen sehen, dass sie ebenfalls in Gold investieren sollten. Andererseits sinkt die auf dem Markt verfügbare Menge an Gold. Wenn erhöhte Nachfrage und geringeres Angebot zusammentreffen, kann das zu einem Anstieg des Goldpreises führen.