Warum Münzen-Fehlprägungen so viel wert sein können


Seltene Münzen sind wertvoll. Selten können sie sein, weil:
  • es gibt nur eine kleine Auflage
  • sie sind besonders alt
  • es handelt sich um Fehlprägungen
Bei Fehlprägungen ist in der Herstellung der Münzen (oder davor) etwas schiefgelaufen. Münzbild oder Material weisen Mängel auf. Normalerweise kommen solche Münzen gar nicht erst in Umlauf. Durch Qualitätskontrollen werden sie aussortiert und anschließend vernichtet. Bei Münzen, die in Milliardenauflagen geprägt werden, wie dem Euro, schaffen es aber dennoch ein paar fehlerhafte Münzen in die Portemonnaies der Bürger. Und auf sie sind Sammler besonders scharf. Meist handelt es sich bei solchen Fehlprägungen um Sondereditionen oder Gedenkmünzen.
Der Nennwert einer Münze verändert sich bei solchen Mängeln nicht. Münzen-Fehlprägungen sind dennoch gesetzliches Zahlungsmittel. Sammler sind aufgrund der geringen Stückzahl dieser Geldstücke allerdings bereit, besonders viel für sie zu bieten. Denn fehlerbehaftete Münzen sind ein eigenständiges Sammelgebiet der Numismatik. So kann der Verkaufswert einer Münze mit Fehlprägung auch mal mehrere Hundert Euro betragen.

Arten von Fehlprägungen bei Münzen

Bei der Münzprägung kann einiges schief gehen. Prägemaschinen sind fehleranfällig und so kann es zu diesen Arten von Fehlprägungen bei Münzen kommen:
- Stempeldrehung (auch französische Fehlprägung genannt): Das Münzbild ist hinsichtlich der Längsachse zwischen 10 bis 250 Grad gedreht.
- Dezentrierung: Das Münzbild ist teilweise versetzt zu sehen.
- Doppelprägung: Die Münze wurde zweimal geprägt.
- Doppelsenkung: Teile des Münzbildes sind doppelt zu sehen.
- Rohlinge: Ungeprägte Rohlinge oder Rohlinge, die in eine falsche Prägeform gelangt sind.
- Lichtenroder Prägung: Die Münze hat auf einer Seite spiegelverkehrte Konturen der Rückseite.
- Prägung auf falscher Ronde
- Überprägung: Teile des Münzbilds wurden durch andere Münzen überprägt.
- Prägeschwächen: Teile des Münzbilds sind schwach erkennbar.
- Zainende: Die Münze ist nicht kreisrund.
- Spiegelei-Münzen: Das innere Stück ist höher als der äußere Ring.
- Veralteter Stempel (z.B. veraltete Landkarten durch EU-Erweiterung oder irrtümliche Inschriften)

Fehlprägungen von Münzen erkennen

Die wenigsten von uns sehen sich die Münzen, die wir täglich verwenden, genau an. Wir prüfen mit kurzem Blick den Wert und reichen das Geldstück über die Ladentheke. Genauer hinzusehen kann sich aber lohnen. Manche Münzen-Fehlprägungen sind leicht erkennbar, für andere braucht man ein geschultes Auge, eine Lupe oder ein Nachschlagewerk.
Wie so oft in der Numismatik ist auch hier Vorsicht vor Fälschungen geboten. Weil die Fehlprägungen viel wert sind, machen sich Betrüger mit Werkzeug an makellosen Münzen zu schaffen, um sie als vermeintliche Rarität anzubieten. Dadurch kommt Falschgold in Umlauf.
Außerdem kann auch die natürliche Abnutzung durch den täglichen Gebrauch dazu führen, dass Münzen als Fehlprägungen eingeschätzt werden. Es bedarf also genauer Betrachtung. Wer sich unsicher ist, sollte sich an Fachpersonal wenden, das beurteilen kann, ob es sich wirklich um eine Fehlprägung einer Münze handelt.

Berühmte und begehrte Münzen-Fehlprägungen

Ein Paradebeispiel für Fehlprägungen ist die 50-Pfenning-Münze aus dem Jahr 1949. Sie trug die Umschrift „Bundesrepublik Deutschland“, obwohl noch „Bank deutscher Länder“ geprägt werden sollte. Heute sind nur noch sieben Exemplare der inzwischen 70 Jahre alten Münze bekannt. Das hat ihren Sammlerwert in einen fünfstelligen Bereich getrieben.
Begehrt aus dem Euro-Zeitalter ist die Fehlprägung einer 2-Euro-Münze. Die Wertseite der Gedenkmünze mit dem Motiv der Michaeliskirche aus dem Jahr 2008 zeigt noch eine alte Europakarte, auf der die zwischenzeitlich beigetretenen Mitgliedsstaaten Rumänien und Bulgarien nicht berücksichtigt wurden.
2002 kam es zu einer Fehlprägung des 50-Cent-Stücks, bei der statt dem Brandenburger Tor der Bundesadler (sonst auf 1- und 2-Euro-Stücken zu finden) geprägt wurde. Eine solche Münze wurde 2010 für 750 Euro versteigert.
Aber nicht nur den deutschen Prägestätten unterlaufen ab und an Fehler. Eine belgische 2-Euro-Münze ist durch eine Stempeldrehung sehr wertvoll geworden. Die vielleicht berühmteste und begehrteste Fehlprägung der Geschichte ist der sogenannte Liberty-Head-Nickel aus den USA von 1913. Damals sollten diese 5-Cent-Münzen das Münzbild des Büffels von James Earle Fraser abbilden. Einige wenige dieser Nickel zeigen aber das alte Münzbild mit dem Kopf der römischen Götting der Freiheit Libertas. 2007 wurde eine dieser seltenen Münzen für 5 Millionen US-Dollar verkauft.

Was Fehlprägungen von Münzen wert sind

Nicht jede Münzen-Fehlprägung bringt allerdings so viel ein. Der Wert einer Fehlprägung kann zwischen zusätzlich fünfzig Cent bis drei- bis vierstellige Euro betragen. Bei einer Dezentrierung ist der Wert zum Beispiel abhängig davon, wie weit das Münzbild verschoben ist. Je größer die Abweichung vom Standard, desto höher der Wert der Abart.
Gerade auf eBay werden vermeintliche Fehlprägungen zu absurden Preisen von mehreren Tausend Euro gehandelt. Für eine angebliche Fehlprägung einer griechischen 2-Euro-Münze wollte ein Anbieter 100 000 Euro haben. Michael Becker, Vorsitzender des Berufsverbands des Deutschen Münzenfachhandels, nennet das „aberwitzige Fantasiepreise“. Fehlprägungen sollten nicht auf Online-Marktplätzen gehandelt werden, sagt er.
Bei der Vermutung eine Fehlprägung zu besitzen, sollten sich Personen an seriöse Fachhändler wenden. Sie sind auf der Website des Verbands gelistet. Außerdem können Münzsammlermessen oder einschlägige Onlineforen wertvolle Informationen liefern.
Bei der Deutschen Bundesbank allerdings wird man keine Aussage bekommen. Sie tauscht Münzen generell nur zum Nennwert um und nimmt nicht am Münzhandel teil.